THCP ist ein neuartiges Cannabinoid mit einer extrem langen Alkylseitenkette, das 2019 erstmals beschrieben wurde. Die Substanz zeigt eine bis zu 30‑mal höhere Bindungsaffinität zum CB1‑Rezeptor als Δ9‑THC, wodurch sie deutlich stärker wirkt.
Wie entstand die Entdeckung?
Die bahnbrechende Arbeit stammt von einem Forschungsteam rund um Raphael Mechoulam, professor an der Hebräischen Universität Jerusalem und Pionier der Cannabinoidforschung. In Zusammenarbeit mit Kollegen aus den USA und Italien analysierten sie das Pflanzenmaterial von Cannabis sativa, der einjährigen Hanfpflanze, die für ihre reichhaltige Cannabinoidvielfalt bekannt ist. Durch modernste Gas‑Chromatographie‑ und Massenspektrometrie‑Techniken isolierten sie die bislang unbekannte Verbindung und publizierten die Ergebnisse im Journal of Natural Products (2020).
Chemische Besonderheiten im Vergleich zu Δ9‑THC
Im Gegensatz zu Δ9‑THC, dem zentralen psychoaktiven Cannabinoid, besitzt THCP eine 7‑C‑längere Alkylkette (C7‑Seitenkette statt C5). Diese strukturelle Variation erhöht die Lipophilität und ermöglicht eine tiefere Penetration in die Zellmembran, was die Bindungsstärke zum CB1‑Rezeptor, einem G‑Protein‑gekoppelten Rezeptor des Endocannabinoid‑Systems, stark steigert.
Eigenschaft | THCP | Δ9‑THC | CBD |
---|---|---|---|
Alkylseitenkette | C7 (7‑Kohlenstoff) | C5 (5‑Kohlenstoff) | C5 (5‑Kohlenstoff) |
CB1‑Bindungsaffinität (Ki) | ≈ 0,1 nM | ≈ 10 nM | ≈ 30 nM (antagonistisch) |
Psychoaktive Potenz | 30‑mal stärker als THC | Referenzwert 1 | nicht psychoaktiv |
Erste Publikation | 2019 | 1964 | 1940er |
Pharmakologische Implikationen
Die hohe Affinität zu CB1 erklärt die starke psychoaktive Wirkung von THCP. In Tierstudien löste die Substanz bereits bei niedrigen Dosen (0,05mg/kg) eine ausgeprägte Analgesie und Muskelrelaxation aus. Das Potential, Schmerzen wirksam zu lindern, macht THCP zu einem interessanten Kandidaten für die Entwicklung neuer Analgetika. Gleichzeitig wirft die potentielle Überdosierung bei Freizeitkonsumenten Fragen zur Sicherheit auf.
Rechtlicher Status und Marktpotenzial
Da THCP erst 2019 entdeckt wurde, fehlt ihm in den meisten Ländern ein expliziter rechtlicher Rahmen. In den USA klassifiziert das DEA‑Programm neue Cannabinoide häufig als „Analoga“ von THC, was zu einem generellen Verbot führen kann. Europäische Staaten prüfen derzeit, ob THCP unter die bestehenden Novel‑Food‑ oder Arzneimittelgesetze fällt. Trotz regulatorischer Unsicherheit haben einige Start‑Ups bereits Vorprodukte auf den Markt gebracht - meist als "Research Chemicals" - und locken damit ein Nischenpublikum, das nach stärkeren Effekten sucht.

Verknüpfte Cannabinoide und weiterführende Forschung
THCP ist nicht das einzige langkettige Cannabinoid. Wissenschaftler haben ebenfalls THC‑V (Tetrahydrocannabivarin) und CBN, das leicht oxidierte Nebenprodukt von THC, entdeckt. Die strukturelle Diversität der Cannabinoide eröffnet neue Wege, um Zielrezeptoren selektiv zu modulieren. Aktuelle Projekte an der Hebräischen Universität zielen darauf ab, die Synthese von THCP‑Derivaten zu optimieren, um therapeutische Eigenschaften zu verstärken und gleichzeitig Nebenwirkungen zu minimieren.
Praktische Tipps für Interessierte
- Wenn Sie mehr über die chemische Analyse von Cannabinoiden lernen wollen, empfiehlt sich ein Blick in das Buch "Cannabis Chemistry" von Demir et al., das die gängigen Methoden detailliert beschreibt.
- Für Konsumenten: Testen Sie neue Produkte stets mit Laborzertifikaten, um die THCP‑Konzentration und mögliche Verunreinigungen zu prüfen.
- Forscher sollten bei In‑Vivo‑Studien die Dosierung sorgfältig titrieren, da THCP bereits in Mikrodosierungen starke Effekte zeigt.
Ausblick: Was kommt als Nächstes?
Die Entdeckung von THCP hat das Feld der Cannabinoidforschung neu beleuchtet. Erwartet werden klinische Studien zur Schmerztherapie, Untersuchungen zur Langzeittoxizität und das Design synthetischer Analogon‑Varianten. Sollte sich die Substanz als sicher und wirksam erweisen, könnte sie in Zukunft als Basis für neuartige Medikamente gegen chronische Schmerzen, Angststörungen oder sogar neurodegenerative Erkrankungen dienen.
Häufig gestellte Fragen
Wer hat THCP entdeckt?
Das Cannabinoid THCP wurde 2019 von einem Team um Prof.RaphaelMechoulam an der Hebräischen Universität Jerusalem erstmals beschrieben.
Wodurch unterscheidet sich THCP chemisch von THC?
THCP besitzt eine sieben‑Kohlenstoff‑lange Alkylseitenkette (C7) im Gegensatz zu der fünf‑Kohlenstoff‑Kette (C5) von Δ9‑THC. Diese Verlängerung erhöht die Lipophilie und die Bindungsaffinität zum CB1‑Rezeptor.
Wie stark ist die psychoaktive Wirkung von THCP im Vergleich zu THC?
THCP ist etwa 30‑mal psychoaktiver als Δ9‑THC, weil es viel stärker an den CB1‑Rezeptor bindet.
Ist THCP legal?
Der rechtliche Status variiert. In den meisten Ländern existiert noch keine spezifische Gesetzgebung; häufig wird THCP als analog zu THC eingestuft und unterliegt damit bestehenden Cannabis‑Verbotsregelungen.
Welche medizinischen Anwendungsgebiete werden für THCP erforscht?
Schmerztherapie, Muskelrelaxation und mögliche Einsatzgebiete bei Angststörungen stehen im Fokus. Tiermodelle zeigen bereits analgetische Effekte, aber klinische Daten fehlen noch.
Wie kann ich sichere THCP‑Produkte erkennen?
Achten Sie auf unabhängige Laborzertifikate, klare Angaben zur THCP‑Konzentration und das Fehlen von Verunreinigungen wie Pestiziden oder Schwermetallen.
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